Vielleicht fragst du dich gerade, liebe Leserin, lieber Leser, warum ich ausgerechnet über Treppen schreibe – wo es doch so viele andere Themen gäbe.
Nun, wir machen gerade Urlaub an der Côte d’Azur, und unsere Unterkunft liegt oben auf einem Hügel. Zwischen dem Stadtzentrum und unserer Bleibe überwinden wir täglich 106 Höhenmeter.
Wären das ausschließlich Stufen, kämen wir auf etwa 605 davon! Doch da wir uns in einem öffentlichen Raum bewegen, bewältigen wir die Strecke durch eine abwechslungsreiche Kombination aus Treppen, Rampen und Rampen mit integrierten Stufen. So wird der Aufstieg deutlich angenehmer – besonders in Begleitung von Blumen, kleinen Eidechsen und einem weiten Blick über das Meer. Was eigentlich mühsam sein könnte, wird so zu einem fast meditativen Erlebnis.
Und wieder denke ich an die Architektur der Dinge. Wie viel Lebensqualität entsteht, wenn wir nicht nur das Nötige und die Vorschriften umsetzen, sondern Räume mit Liebe zum Detail gestalten.
Auch im kleineren Maßstab, im Maßstab der Gebäude, ist es ein großer Unterschied, ob eine Treppe einfach nur Mittel zum Zweck ist – ein Weg von A nach B – oder ob sie einladend gestaltet wurde: mit angenehmer Steigung, komfortabler Breite, sicherem Handlauf, rutschfestem Belag und guter Beleuchtung.
Eine Treppe kann weit mehr sein als ein funktionales Bauteil. Sie kann ein Moment sein – mit Ausblick, mit Kunst, mit Atmosphäre. Vielleicht führt das sogar dazu, dass wir uns ganz bewusst für die Treppe entscheiden – selbst wenn der Aufzug direkt daneben ist. Und das ist, meiner Meinung nach, die gesündere Wahl.
Einige technische Fakten über Treppen:
– Treppen unterliegen in Deutschland der DIN 18065, die Maße und Sicherheitsanforderungen genau regelt
– Ergonomie bei Treppen bedeutet ein ausgewogenes Verhältnis von Steigung und Auftritt, das komfortables und sicheres Gehen ermöglicht
– Die klassische Faustformel zur Berechnung von Stufen lautet:
2 × Steigung (s) + Auftritt (a) ≈ 63 cm
– Typische Maße für Treppen in öffentlich zugänglichen Gebäuden:
– Nutzbare Laufbreite: mindestens 100 cm, je nach Frequentierung deutlich breiter
– Steigung (s): mindestens 14 cm, maximal 19 cm
– im Außenraum haben sich Steigungen zwischen 14 und 17 cm bewährt
– im Innenraum liegt die Steigung häufig bei 17,5 cm
– Auftritt (a): mindestens 28 cm nutzbare Tiefe
– Podest spätestens nach 18 Steigungen
– Keine Überstände zwischen Trittstufe und Setzstufe – also keine „Nasen“, um Stolpergefahren zu vermeiden
– Beidseitige Handläufe, durchgängig und gut beleuchtet
Treppen begleiten uns täglich – sichtbar und unsichtbar. Sie führen uns nicht nur nach oben oder unten, sondern können uns auch neue Perspektiven eröffnen.
Vielleicht schauen wir beim nächsten Mal etwas bewusster auf sie.
Wenn dir gefällt, was du hier liest, freue ich mich, wenn du meinen Blog abonnierst - kostenlos oder mit einem kleinen Beitrag zur Unterstützung meiner Arbeit. So verpasst du keinen neuen Beitrag und hilfst mir, weiterhin mit Herzblut über Architektur, Alltag und alles dazwischen zu schreiben.
Danke fürs Lesen! Dieser Beitrag ist öffentlich - du darfst ihn also gern mit anderen Teilen.