Einer meiner liebsten Sätze bei der Arbeit ist: „Viele Wege führen nach Rom.“
Weil ich fest daran glaube, dass es nicht die eine Lösung gibt. Nicht den besten Weg. Und schon gar nicht die einzig richtige Methode.
Gerade in komplexen Projekten – sei es in der Architektur, in der Planung oder in jedem anderen kreativen Prozess – sind es oft mehrere Optionen, die zum Ziel führen können. Und genau darin liegt für mich ein Zeichen von Professionalität: die Fähigkeit, diese Alternativen zu erkennen, ernst zu nehmen und bewusst eine Entscheidung zu treffen.
Was heißt das konkret?
Wenn ich vor einer Aufgabe stehe, frage ich mich zuerst:
Was ist eigentlich das Ziel?
Dann überlege ich mir: Welche Wege führen dorthin? Und schließlich: Welche Vor- und Nachteile haben diese Wege – für alle Beteiligten, im Gesamtkontext, in Bezug auf Zeit, Budget, Wirkung?
Das klingt logisch – aber ich erlebe immer wieder, wie schnell in Projekten vorschnelle Entscheidungen getroffen werden. Oft aus Zeitdruck. Oder aus dem Wunsch heraus, „es schnell vom Tisch zu haben“.
Was dann passiert? Man zweifelt später, stellt alles nochmal in Frage – und verliert am Ende mehr Zeit, als man durch den schnellen Entschluss gewonnen hat.
Offenheit ist keine Unsicherheit
Manchmal wird diese Offenheit gegenüber mehreren Lösungswegen als Unsicherheit missverstanden. Nach dem Motto: Wer nicht sofort weiß, was zu tun ist, hat wohl keinen Plan.
Ich sehe das anders: Wer sich die Zeit nimmt, verschiedene Möglichkeiten zu prüfen, zeigt Tiefe. Und Sorgfalt. Und oft auch Erfahrung.
Denn mit der Erfahrung kommt auch das Wissen, dass es selten nur einen richtigen Weg gibt. Dass auch der zweit- oder drittbeste Weg vielleicht besser passt – weil er besser kommunizierbar ist, schneller umsetzbar, nachhaltiger, oder einfach menschlicher.
Was macht für mich den Unterschied?
Für mich liegt der Unterschied zwischen professionell und unprofessionell nicht darin, ob jemand schnell entscheidet – sondern wie diese Entscheidung zustande kommt.
Ob jemand Alternativen abwägt.
Ob jemand das Ziel klar vor Augen hat.
Ob jemand bereit ist, die Verantwortung für den gewählten Weg zu übernehmen.
„Viele Wege führen nach Rom“ heißt also nicht Beliebigkeit. Es heißt: Ich nehme mir die Freiheit, aus mehreren möglichen Wegen den zu wählen, der am besten passt – zum Ziel, zum Kontext, zu den Menschen.
Und genau das macht für mich einen professionellen Umgang aus.
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