Neulich saß ich im Kino und wartete darauf, in den Saal zu gehen. Zwischen ein paar Popcorn und einem Gespräch mit meiner Tochter ließ ich meinen Blick durch den Raum schweifen. Ich mag dieses Kino besonders gern – es befindet sich in einem restaurierten Gebäude, das früher eine Feilenhauerwerkstatt war.
Ich habe sogar ein Foto gemacht, das ganz gut zeigt, was ich heute eigentlich erzählen möchte. Aber ich zögere noch, hier überhaupt Bilder zu zeigen. Denn obwohl man oft sagt, ein Bild sage mehr als tausend Worte, denke ich manchmal: Wir neigen allzu oft dazu, ein einzelnes Bild im Internet zu interpretieren – und vergessen dabei gerade die tausend Wörter, die diesem Bild seinen eigentlichen Kontext geben würden.
Aber zurück zum Kino. Was mir beim Umsehen besonders auffiel: In diesem Kino wurde keine abgehängte Decke eingebaut. Alle Installationen an der Decke sind sichtbar – die mächtigen Träger überspannen den großen Saal, durchzogen von riesigen runden Öffnungen, die sie ein wenig wie einen Schweizer Käse wirken lassen. Einige dieser Öffnungen sind mit Lüftungsrohren oder Kabeln belegt, andere bleiben leer. Und ich denke: Das ist Flexibilität.
Ein kleines Detail in einem großen Projekt – aber eines, das für mich den Unterschied macht. Denn genau das ist für mich auch Nachhaltigkeit: Wenn Bauelemente so entworfen werden, dass sie auf unterschiedliche Weise genutzt werden können, braucht es bei einer späteren Umnutzung weniger Eingriffe, weniger Material, weniger Aufwand. Und das ist ein klarer Beitrag zur Nachhaltigkeit.
In letzter Zeit frage ich mich oft, wie flexibel die Dinge sind, die ich selbst plane oder umsetze. Ob das, was ich gerade entwerfe oder entscheide, nur einem einzigen, festen Zweck dient – oder ob es auch für etwas anderes taugen könnte. Wenn es nur eine einzige, enge Verwendung zulässt, zögere ich.
💡 Was du vielleicht für dich mitnehmen kannst:
– Auf Details zu achten lohnt sich. Selbst kleine Entscheidungen in der Gestaltung können viel über Haltung und Möglichkeiten erzählen – und zeigen, wie durchdacht ein Raum wirklich ist.
– Nachhaltigkeit beginnt im Entwurf. Wenn etwas so geplant ist, dass es sich verändern oder weiterentwickeln kann, spart das langfristig Material, Aufwand und Ressourcen.
– Flexibilität ist ein Wert. Ob in Räumen oder im Leben: Wenn etwas nicht nur einem einzigen Zweck dient, sondern offen für Neues bleibt, entsteht Spielraum – für Wandel, für Zukunft, für neue Ideen.
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