Mal wieder ist mein Vater zu Besuch – diesmal für über zwei Wochen. Irgendwann kamen wir ins Gespräch über das Thema Lüften beim Schlafen. Draußen ist es noch winterlich kühl, und deshalb schlafen wir meistens mit geschlossenem Fenster. Trotzdem konnten wir mit gutem Gewissen feststellen: Die Luftqualität beim Aufwachen ist wirklich gut.
Das liegt an unserem Lüftungskonzept: In den Bädern läuft eine mechanische Abluftanlage, die kontinuierlich die verbrauchte Luft absaugt. Gleichzeitig sind in den Fensterrahmen kleine Lüftungsschlitze eingebaut – sie lassen frische Außenluft ins Haus, ganz ohne Zug. Natürlich Stoßlüften müssen wir immer noch, aber insgesamt eine sehr angenehme Lösung!
Und dabei musste ich innerlich schmunzeln – denn genau das ist eines dieser Themen, die in der Architektur oft unterschätzt werden. Solange man plant, denkt man selten daran. Aber sobald man wirklich darin lebt, stellt man fest:
Wie kommt eigentlich frische Luft ins Haus – und wie bleibt sie dort angenehm?
Warum Lüften überhaupt so wichtig ist
Gute Raumluft ist mehr als nur angenehm. Sie beeinflusst unser Wohlbefinden, unsere Konzentration, unsere Schlafqualität – und nicht zuletzt den Erhalt der Bausubstanz.
Denn:
🔸 In jedem Haushalt entsteht Feuchtigkeit – durchs Atmen, Duschen, Kochen, Wäschetrocknen.
🔸 Wenn diese Feuchtigkeit nicht entweichen kann, steigt die Gefahr von Schimmelbildung.
🔸 Frische Luft transportiert außerdem CO₂ und Schadstoffe nach draußen – wichtig für unsere Gesundheit.
Gerade in modernen, gut gedämmten Gebäuden kann die Luftqualität schnell leiden, wenn nicht bewusst gelüftet wird. Die früher üblichen kleinen Undichtigkeiten an Fenstern und Türen reichten oft aus, um einen natürlichen Luftaustausch sicherzustellen – heute ist das anders.
Architektonische Lüftungslösungen – was der Bau leisten kann
Wer neu baut oder saniert, hat heute eine Reihe an Möglichkeiten, das Thema Lüftung baulich zu lösen.
🔁 1. Kontrollierte Wohnraumlüftung (KWL)
Ein zentrales oder dezentrales Lüftungssystem sorgt automatisch für Frischluftzufuhr und Abluft – teils sogar mit Wärmerückgewinnung.
Vorteile:
✅ Automatisiert, effizient, kein manuelles Lüften nötig
✅ Spart Heizenergie durch Wärmerückgewinnung
✅ Sehr gut bei Allergien oder in Passivhäusern
Nachteile:
❌ Höhere Investitionskosten
❌ Wartungsaufwand (u.a. Filterwechsel)
🌬️ 2. Fensterfalzlüfter / Lüftungsschlitze
Eine Art „Mini-Öffnung“ im Fensterrahmen, manchmal mit Feuchtesensor – sorgt für einen dauerhaften, geringen Luftaustausch.
Vorteile:
✅ Einfach und wartungsarm
✅ Günstiger als Lüftungsanlagen
✅ Kaum sichtbar, integriert
Nachteile:
❌ Keine Wärmerückgewinnung
❌ Kein Ersatz für Stoßlüften
🪟 3. Klassisches Querlüften durch Fenster
Fenster auf – Durchzug an. Klingt simpel, funktioniert aber hervorragend, wenn es regelmäßig gemacht wird.
Vorteile:
✅ Sofortiger Luftaustausch
✅ Keine Technik notwendig
✅ Auch mal "frische Energie" fürs Gemüt
Nachteile:
❌ Erfordert Disziplin und Zeit
❌ Sicherheits- oder Lärmbelästigung bei offener Fensterhaltung
Und sonst noch?
Wenn du dein Haus oder deine Wohnung langfristig „atmen lassen“ willst, hier noch ein paar Tipps:
🔹 Beim Neubau: Lüftung von Anfang an mitplanen – ggf. sogar als Nachweis (nach GEG) erforderlich.
🔹 Bei Sanierungen: Dichtheitsprüfung machen lassen und Lüftungskonzept erstellen (DIN 1946-6).
🔹 Bei Schimmelproblemen: Nicht nur mehr lüften, sondern Ursachen klären lassen (Feuchtebrücken, falsche Dämmung etc.).
🔹 Im Alltag: Auch Möbel nicht zu dicht an Außenwände stellen – das verbessert die Luftzirkulation.
🔹 Luftqualität messen: Es gibt CO₂-Messgeräte oder Hygrometer, die dich visuell ans Lüften erinnern können.
Fazit:
Lüften kann mehr als nur ein Fenster aufmachen sein. Es kann ein Zusammenspiel aus Technik, Gewohnheiten und Architektur werden. Und wie so oft: Wenn man einmal darauf achtet, merkt man, wie viel es verändert. Denn frische Luft macht nicht nur Räume heller – sondern auch Gedanken klarer.
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