Vor kurzem waren wir zu dritt unterwegs – mein Mann, meine Schwester und ich – bei einer Besichtigung ganz in der Nähe. Ein Mehrfamilienhaus, etwas in die Jahre gekommen, aber mit viel Potenzial. Nur das Erdgeschoss war noch bewohnt, die oberen Stockwerke standen schon länger leer. Keine sichtbaren Schäden, eine solide Substanz – genau so, wie ich es mag: nicht perfekt, aber mit Geschichte und Möglichkeiten.
Zu Hause habe ich mich hingesetzt und angefangen zu rechnen. Wie viel müsste man investieren, um aus dem Bestand drei ordentliche Wohnungen zu machen? Die Idee war simpel: sanieren, vermieten und damit den Kaufpreis und die Umbaukosten decken. Ich glaube, ich hab das ganz gut aufgestellt – mit Zahlen, auf die man sich verlassen kann. Nicht einfach nur geschätzt, sondern mit echten Werten aus dem BKI, diesem Schatz an Baukostenkennwerten. Ich hab ähnliche Projekte gesucht, Quadratmeterpreise verglichen, alles solide durchkalkuliert.
Ich war sogar mit dem Makler im Austausch – und konnte den Preis verhandeln. Ich hatte Argumente und er hat verstanden, dass das Haus eben nicht mehr wert war als unser Angebot. Denn es geht nicht nur um das, was man investieren will, sondern um das, was sich am Ende auch lohnt. Was bleibt übrig – an Nutzen, an Mieteinnahmen, an Wert?
Aber irgendwann habe ich gemerkt: So ein Projekt bringt man nicht allein mit einer guten Rechnung vom Papier in die Wirklichkeit. Man braucht mehr. Man braucht Mut. Vertrauen. Und vielleicht auch ein bisschen Druck oder Notwendigkeit. Denn solange man es sich bequem machen kann, bleibt ein leerstehendes Haus eben genau das: eine Option, keine Mission.
Wir haben uns letztlich dagegen entschieden. Für mich war’s ein kleiner Rückschlag, aber keiner, der mich entmutigt. Ich bleibe wachsam. Ich halte weiter Ausschau nach Chancen – und überlege, wie ich meine Familie vielleicht doch irgendwann überzeugen kann, mit mir in so ein Abenteuer zu springen.
Ich weiß, wie schwer es ist, so etwas in der Familie zu machen. Es braucht Vertrauen – in die Idee, ins Miteinander, in die Zahlen. Aber ich bin da ein hoffnungslos positiver Mensch. Ich glaube wirklich, dass es möglich ist, sich neben dem normalen Job eine zweite Einkommensquelle aufzubauen. Nicht um reich zu werden. Aber um sich ein Stück Unabhängigkeit zu schaffen. Und wenn’s dann auch noch Spaß macht und man etwas mitgestalten kann – warum eigentlich nicht?
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